vom 11. – 14. Oktober 2000 an der Ludwig-Maximilians-Universität München
Die jährlich vom Dachverband der Studierenden der Musikwissenschaft (DVSM e.V.) organisierten Symposien versuchen, neue Methoden und Entwicklungen in der Musikwissenschaft aufzuspüren und zu präsentieren. Bislang vernachlässigte Themen werden somit zur Diskussion gestellt.
In diesem Jahr findet das 15. Internationale Studentische Symposium vom 11. – 14. Oktober 2000 an der Ludwig-Maximilians-Universität München statt. Das Thema lautet:
Musik & Kulturelle Identität
Seit jeher ist es ein wesentlicher Bestandteil der Kultur des Menschen, sich nicht nur mit Worten, Gesten oder Bildern auszudrücken, sondern auch mit Tönen und Klängen. Diese Form menschlichen Ausdrucks, die Musik, ereignet sich entweder in spontanen Äußerungen, bei rituellen Anlässen oder als autonome Kunst im Zentrum eines institutionalisierten Konzertbetriebs. Ob ein ungarisches Volkslied, ein Klagegesang aus Papua-Neuguinea oder eine Mozart-Oper erklingt, jedesmal werden menschliche Gefühle zur tönenden Realität, und doch sind diese Emotionen und ihre Art des Ausdrucks jeweils in einen höchst unterschiedlichen sozio-kulturellen Kontext eingebettet. Immer ist die Musik ein Teilmoment der Gesamtkultur eines Volkes und leistet einen wichtigen Beitrag zu seiner Identität. Ihre Relevanz für Mensch und Gesellschaft ist jedoch in jedem Falle eine qualitativ unterschiedliche.
Wie sich Musik und kulturelle Identität gegenseitig durchdringen, das ist Gegenstand einer Betrachtung, der grundsätzlich weder auf der zeitlichen noch auf der kultur-räumlichen Ebene Grenzen gesetzt sind. So soll im Schwellenjahr 2000 gerade auch der Frage nachgegangen werden, welche Auswirkungen gegenwärtige Tendenzen wie etwa das globale Zusammenrücken im Zeitalter der Kommunikations- und Informationsgesellschaft auf die Musik haben werden. Solcherlei Überlegungen widmet sich der einleitende Eröffnungsvortrag von Prof. Dr. Siegfried Mauser, dessen unermüdliches Engagement im Bereich der Aufführung zeitgenössischer Musik ihn zum unverzichtbaren Protagonisten im deutschen Musikleben macht, und der als renommierter Musikwissenschaftler (Universität Mozarteum Salzburg) gleichermaßen reflektierend tätig ist. Einem weiteren Vortrag, der dieselbe Fragestellung auf die gegenwärtige Situation in Deutschland hin fokussiert, folgen mehrere Beiträge, die sich speziell mit der deutschen NS- und SED-Vergangenheit auseinandersetzen. Hierbei wird besonders auch die Rolle der deutschen Musikwissenschaft nach 1933 erörtert werden. Die an der Universität Hamburg ansässige Arbeitsgruppe Exilmusik wird Zwischenergebnisse ihres gegenwärtigen Forschungsprojektes – die Erforschung der Lebenswege NS-verfolgter Musikerinnen – vorstellen. Der größere Teil der Beiträge wird sich allerdings mit dem übrigen abendländischen sowie dem außereuropäischen Kulturkreis befassen. Insgesamt stehen nicht nur die abendländische Kunst- und Volksmusik im Mittelpunkt der Debatte, sondern in gleichberechtigter Weise auch die außereuropäische Musik sowie die Popularmusik.
Die Referenten stammen zu einem Drittel aus dem Ausland (Australien, USA, GB, Italien, Belgien). Sie sind in der überwiegenden Mehrzahl promovierende Wissenschaftler unterschiedlicher kulturwissenschaftlicher Disziplinen (Musikwissenschaftler, Sprachwissenschaftler, Philosophen). Hieraus erwächst dem Symposium ein interdisziplinärer Charakter. Innerhalb der Mutterdisziplin Musikwissenschaft wird ein Dialog zwischen Historikern, Systematikern und Ethnologen angestrebt. Ferner steht insbesondere der Anspruch eines Austauschs zwischen Studenten unterschiedlicher Studienorte und Institutionen (Universitäten/ Musikhochschulen) im Vordergrund.
Das Programm wird ergänzt durch zwei Gesprächskonzerte: Die Musikgruppe UYANGA (Mongolei) wird traditionelle Musikinstrumente wie auch die Technik des Obertongesangs erläutern und vorführen. Ai Qun Wang (China) wird Lieder aus der Zeit der Nan Song Dynastie (12./ 13. Jahrhundert) vortragen.
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